Für die spektakulär gefärbten Frösche aus Mittel-und Südamerika gibt es viele umgangssprachliche und eingedeutschte Namen. So wird meistens von Pfeilgiftfröschen, aber auch von Färberfröschen, Baumsteigerfröschen, Dendrobaten, usw. gesprochen.
Der Trivialname "Pfeilgiftfrosch" ist der bekannteste und fasst ca. 250 Arten der wunderschönen kleinen Frösche zusammen. Dieser Begriff ist allerdings irreführend, da nur nachweislich 3 Arten des phyllobates-Komplex (am bekanntesten phyllobates terribilis) von kolumbianischen Indianerstämmen zur Jagd eingesetzt wurden. Das Sekret ihrer Haut wurde auf die Spitzen ihrer Pfeile aufgetragen und mit dem Blasrohr z.B. für die Affenjagd verwendet.
Auch die anderen eingedeutschten Bezeichnungen sind nicht ganz so optimal, da Färberfrosch eigentlich nur die einzelne Art dendrobates tinctorius bezeichnet, Dendrobaten nur einen Teil der Gruppe der Familie Dendrobatidae darstellen und Baumsteiger einfach nur die Übersetzung aus dem griechischen (dendro heißt Baum und bates heißt Läufer) ist.
Sind Pfeilgiftfrösche giftig und wenn ja, kann man sie als Privatperson halten?!?!?
Ja, alle Pfeilgiftfrösche sind giftig, einige sogar auch für den Menschen tödlich. Die Fröschchen des phyllobates-Komplex gehören sogar zu den giftigsten Tieren der Welt und sind vergleichbar mit Würfelquallen und Krustenanemonen. Das abgesonderte Batrachotoxin ist ein sehr starkes Nervengift und kann innerhalb von 20 Minuten zu einem Atemstillstand führen. Viele andere Arten wie zB. dendrobates tinctorius haben deutlich schwächeres Gift und sind weniger gefährlich.
ABER dies gilt nur für wildlebende oder frisch importierte Tiere. Die Frösche produzieren ihr toxisches Sekret auf der Haut über die Aufnahme von giftigen Insekten wie z.B. Ameisen, Käfern, Milben, usw. Das über die Hautdrüsen abgesonderte Gift dient nicht nur zur Selbstverteidigung sondern schützt sie auch vor Pilz- und Bakterienbefall.
Wenn den Amphibien dieses Futter nicht zur Verfügung steht, schwindet auch allmählich die Intensität der toxischen Bestandteile in ihrem Hautsekret. Man spricht davon, daß Wilffänge/ Importe nach ungefähr 12-18 Monaten ihre Giftigkeit komplett verloren haben. In der Terraristik werden seit Jahrzehnten fast nur noch Nachzuchten gehalten und auch regelmäßig vermehrt. Somit sind diese Frösche absolut ungiftig – sogar der legendäre phyllobates terriblis (der Namensgeber der Pfeilgiftfrösche - auf deutsch: der schreckliche Blattläufer) ist mittlerweile ein beliebter Terrarienpflegling.
Mit ihrer auffälligen bunten Körperfärbung signalisieren Pfeilgiftfrösche ihre Ungenießbarkeit und haben somit auch sehr wenige Freßfeinde. Einige artverwandte ungiftige Frösche machen sich diesen Umstand zu nutze und tragen ebenfalls leuchtende Signalfarben, dieses Verhalten nennt man Mimikry.
Pfeilgiftfrösche sind faszinierde Terrarientiere und "erfreuen" sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Sie sind tagaktiv, zeigen ein sehr interessantes Sozial-/ Paarungsverhalten und Brutpflege. Die farbenfrohen Amphibien werden je nach Art und Herkunft ca. 1,5-7cm groß und haben eine recht beachtliche Lebenserwartung für so kleine Tiere. Es sind Frösche (der Gattung Oophaga) bekannt, die weit über 20 Jahre in menschlicher Obhut gelebt haben. Bei den meisten Arten liegt der Durchschnitt bei guter Haltung bei 8-15 Jahren. Weibliche Tiere sind meist größer und fülliger als ihre männlichen Artgenossen. Die tagaktiven Frösche ernähren sich ausschließlich von Kleinstinsekten.
Alle Dendrobaten werden in Regenwaldterrarien entsprechend ihrer Größe gehalten. In ihren natürlichen tropischen Habitaten herrscht ganzjahreszeitlich ein relativ konstantes Klima von 25-28 Grad tagsüber bei einer Nachtabsenkung von ca. 3-5 Grad und einer permanenten Luftfeuchtigkeit von über 80%.
Ihr Hauptverbreitungsgebiet (Quelle Karte: Wikipedia) ist das südamerikanische Amazonasbecken, es gibt allerdings Populationen vom mittelamerikanischen Nicaragua bis runter an die östlichen Ausläufer der Anden.
Je nach Art/ Gattung leben die Fröschchen auf dem laubbedeckten Boden bis in die von Epipythen dominierten Baumkronen der Urwaldriesen. Die Erschaffung eines solchen künstlichen Regenwaldes mit dem entsprechenden Klima (näheres unter der Haltung) ist nicht ganz einfach und deswegen sollten Pfeilgiftfrösche auch nicht von kompletten Neueinsteigern in der Terraristik gehalten werden.
Bei einigen Pfeilgiftfröschen kann man ab dem subadulten Alter die Geschlechter anhand verschiedener Merkmale "erahnen". Bei den Färberfröschen (dendrobates tinctorius) haben die Männchen größere und hellere Fingerspitzen. Generell kann man sagen, das weibliche Tiere massiger sind und Männchen eine schmalere Hüfte und kantigeren Körperbau haben. Erst im adulten Alter, wenn die Männchen das Rufen beginnen und die Weibchen deren Rücken anfangen zu streicheln, kann man verlässlich die Geschlechter bestimmen und Pärchen zusammen stellen.
Buchempfehlungen:
"Pfeilgiftfrösche: Biologie, Haltung, Arten" von Stefan Lötters und Karl Jungfer, Chimaira
"Faszinierende Pfeilgiftfrösche: Lebensraum, Haltung, Nachzucht" von Sven Salterberg, NTV
Pfeilgiftfrösche (mit wenigen Ausnahmen) stehen unter Artenschutz - Anhang B - und müssen bei der unteren Landschaftsbehörde gemeldet werden.