Wie schon eingangs erwähnt, sind ca. 250 Arten der Pfeilgiftfrösche (dendrobatidae spp.) bekannt, die noch weiter in unterschiedliche Gattungen und Arten unterteilt werden. Auf die umfangreiche Taxonomie möchte ich hier gar nicht näher eingehen, da kann ich z.B. die sehr detaillierte Seite www.dendrobase.de empfehlen (siehe auch Verlinkungen).
Hier möchte ich einige sehr schöne und in der Terraristik beliebte Arten näher vorstellen:
Baumsteiger - dendrobates spp.
Die Gattung dendrobates (aus dem griechischen Baumsteiger) gehört zu den größeren und zeigefreudigen Pfeilgiftfröschen. Die überwiegend am Boden lebenden Amphibien erreichen ca. 4-7cm und sind im nördlichen bis mittleren südamerikanischen Amazonasbecken (Guyana, Surinam und Brasilien) beheimatet.
Die bekanntesten Vertreter ihrer Gattung sind dendrobates tinctorius (Färberfrosch), auratus und leucomelas.
Gerade beim Färberfrosch (dendrobates tinctorius) gibt es unzählige Lokalformen/ Farbmorphen, die stark in der Färbung und Größe (Citronella und Kaysergebirge bis 7cm) variieren können. Der wissenschaftliche Name leitet sich aus dem lateinischen für "färben" ab und entstammt einer unbestätigten Legende, in der Indianervölker aus Guyana Papageienfedern mit den Fröschen eingefärbt haben.
Diese Pfeilgiftfrösche sind wenig scheu und auch in dicht bepflanzten Terrarien gut zu beobachten. Als Jungtiere kann man die Frösche gut in Gruppen aufziehen, bei beginnender Geschlechtreife werden die Weibchen untereinander aggressiv, sodaß eine paarweise Haltung zu empfehlen ist. Ihre Rufe sind trotz ihrer Größe vergleichsweise leise.
Eine sehr schöne Lokalform aus Surinam ist
dendrobates tinctorius patricia
Die Frösche haben eine kräftige gelb-schwarze Körperzeichnung mit hell-bis mittelblauen Beinen. Mit durchschnittlich 5cm zählen sie zu den mittelgroßen Vertretern der tinctorius-Familie.
Das Foto stammt von einem 4 Monate alten Jungtier
Eine der beliebtesten Varianten ist der blaue Färberfrosch
dendrobates tinctorius azureus (Foto: Justina Hell)
aus der Sipaliwini Savanne (einem kleinen Gebiet im Länderdreieck Brasilien, Französisch-Guayana und Surinam).
Bis 2006 wurden diese Pfeilgiftfrösche als eigene Art dendrobates azureus geführt und mittlerweile in die Gruppe tinctorius integriert.
Die blauen Färberfrösche werden erfolgreich über Generationen nachgezüchtet und häufig angeboten. Die Endgröße liegt ebenfalls bei ca. 5 cm.
Zu den größten Pfeilgiftfröschen überhaupt gehört
dendrobates tinctorius citronella (Foto: Tobias Eulering)
Die Weibchen können bis 7cm Gesamtlänge erreichen und stammen ursprünglich aus dem Surinam. Die Beine sind einfarbig dunkelblau bis fast schwarz und der Rücken ist gelb mit mehr oder weniger Zeichnung.
auch ein schöner und variantenreicher Morph ist
dendrobates tinctorius robertus (Foto: Justina Hell)
aus dem Surinam. Die Tiere werden mit bis 6cm groß und sind erst seit wenigen Jahren in der Terraristik bekannt.
Aus Französisch-Guyana stammt
dendrobates tinctorius oyapock (Foto: Justina Hell)
mit seiner hellen Körperfärbung die weiß bzw. leicht bläulich wirkt.
hier zu sehen ist
dendrobates tinctorius awarape (Foto: Justina Hell)
dessen Erscheinungsbild sehr vielfältig sein kann, so sind Tiere mit weißen, grauen und hellblauen Beinen bekannt und auch die Körperfärbung und -zeichnung ist sehr variantenreich obwohl der hohe Schwarzanteil dominierend ist
Eher scheu und versteckter lebend ist der Goldbaumsteiger (dendrobates auratus - abgeleitet aus dem lateinischen aureum für Gold bzw. vergoldet). Die teilweise spektakulär metallisch glänzenden Frösche leben weiter nördlich (Costa Rica, Panama und Kolumbien) als die tinctorius und erreichen eine Gesamtlänge von durchschnittlich 30-55mm. Auch bei den Goldbaumsteigern gibt es viele verschiedene Lokalformen und Farbmorphen.
Die bronzefarbende Variante
dendrobates auratus birkhahn blue (Foto: Justina Hell)
aus Panama ist sehr beliebt und in weiteren Färbungen erhältlich.
Die innerartliche Aggression ist bei den auratus weniger ausgeprägt und sie lassen sich gut in kleinen Gruppen halten.
Das natürliche Vorkommen in ihrem Habitat gilt als nicht gefährdet und so ist die Art dendrobates auratus seit 2005 nur noch nachweis- aber nicht meldepflichtig.
Ebenso weit verbreitet in der Terraristik ist der gebänderte Baumsteiger (dendrobates leucomelas), in den USA auch Bumble Bee Dartfrog genannt. Sein Name entstammt dem griechischen, setzt sich aus den Begriffen leuco (das Weiße) und melan (schwarz) zusammen und beschreibt die kontrastreiche gelb-schwarz gebänderte Zeichnung der Amphibien. Das Verbreitungsgebiet ist entlang des Flußsystems Orinoco von Venezuela bis Nord-Brasilien. Der gebänderte Baumsteiger gehört mit seinen 3-4 cm zu den kleineren Vertretern der Familie dendrobates spp.
Auch von den beliebten
dendrobates leucomelas
gibt es verschiedene Lokalformen, die sich in der Musterung (gebändert, gepunktet bis genetzt) unterscheiden aber immer gelb (bis ins orange) und schwarz sind
ranitomeya spp.
Die Gattung ranitomeya umfasst ca. 15 Arten kleinbleibender und spektakulär gefärbter Pfeilgiftfrösche. Die Amphibien erreichen ausgewachsen nur 13-25mm und leben bevorzugt auf Bäumen, zwischen den Trichtern der Bromelien sowie anderen epiphytischwachsenden Pflanzen im dichten Regenwald. Einige Arten sind auch häufiger auf dem Boden anzutreffen. Im Terrarium sind die kleinen Frösche aktiv, aber verstecken sich gerne und sind somit aufgrund ihrer Größe oft schwer zu finden. Schon mit ca. 12 Monaten erreichen sie die Geschlechtsreife, Männchen beginnen sogar schon ab 6 Monaten das Rufen. Die Aufzucht der Jungtiere geschieht bei den ranitomeya-Arten oophag (mit Adoptiveiern - näheres unter Zucht).
Zu den etwas "größeren" ranitomeya-Arten gehört
ranitomeya fantastica
aus dem nördlichen Peru. Hier die Lokalform cainarachi.
Die attraktiven Frösche haben einen orange-roten Kopf, der durch ein gelblichen Kragen vom schwarz-blau genetzten Körper abgesetzt ist
Hier zu sehen ist
ranitomeya benedicta (Foto: Tobias Eulering)
aus Kolumbien - Pampas del Sacramento.
Diese Art wird ausgewachsen ca. 20mm groß und trägt eine Art Augenmaske auf der orange-roten Kopffärbung.
Aus Peru stammen
ranitomeya variabilis (Foto: Justina Hell)
die sich durch ihre variantenreiche Zeichnung (deswegen auch der Name) bestimmen lassen. Sie gehören zu den etwas weniger scheuen Vertretern des ranitomeya-Komplex.
Auch die schönen
ranitomeya lamasi (Foto: Justina Hell)
aus Peru gibt es in vielen verschiedenen Farbmorphen.
Typisch für diese Art sind die 3 farbigen schmalen Längststreifen auf dem Rücken
phyllobates spp.
Die Gattung phyllobates (im speziellen phyllobates terribilis) ist namensgebend für die ganze Familie der Pfeilgiftfrösche. Übersetzt
aus dem griechischen bedeutet der wissenschaftliche Name Blattläufer bzw. Blattsteiger. Der bekannte schreckliche Blattläufer gehört zu den giftigsten Tieren weltweit. Sein hochpotentes Gift kann
mehrere Menschen innerhalb kürzester Zeit töten. Einige kolumbianische Indianerstämme haben sich dieses starke Gift zu Nutze gemacht und die Pfeile ihrer Blasrohre damit getränkt. Aus diesem
Grund wurde diese Art im Bundesland Hessen zwischenzeitlich verboten?!? Wie aber bei allen Pfeilgiftfröschen gilt auch hier, das die Amphibien ihr Gift über die Nahrung aufnehmen und Nachzuchten
nachweislich ungiftig sind. Mittlerweile ist phyllobates terriblis ein sehr beliebtes und wenig scheues Terrarientier, welches in vielen verschiedenen farbigen Lokalformen angeboten
wird.
hier zu sehen ist die gelbe Variante von
phyllobates terribilis (Foto: Justina Hell)
die am weitesten in der Terraristik verbreitet ist. Mittlerweile werden auch orange, mintfarbende und weitere Morphe angeboten
adelphobates spp.
Diese Gattung wurde 2006 aus dem dendrobates-Komplex ausgegliedert. Am bekanntesten ist Adelphobates galactonotus, im deutschen Klecksbaumsteiger genannt. Die massig wirkenden Tiere erreichen eine Gesamtlänge von ca. 4cm und leben im Terrarium meist zurückgezogen.
Aus Brasilien kommt dieser wunderschöne
Adelphobates galactonotus blue (Foto: Justina Hell)
Die Pfeilgiftfrösche haben einen schwarzen Grund, die "Oberseite" ist auffällig farbig und kann weiß-beige (moonshine genannt), gelb, orange, rot oder hellblau sein. Der Übergang von schwarz zu bunt wirkt klecksig, deshalb auch der deutsche Trivialname.
Die Frösche wurden früher auch Bernstein-Baumsteiger genannt, weil früher die gelb/ orange Variante am häufigsten dokumentiert wurde.
oophaga spp.
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Dies ist nur ein kleiner Auszug der Vielfalt der Pfeilgiftfrösche.
Vielen Dank für die freundliche Genehmigung der Fotonutzung an Justina Hell (Pfeilgiftfrösche Niederrhein) und Tobias Eulering.